Episode 9
Corona

Die Corona-Krise

Mein Telefon klingelte. Ich schaute auf das Display und seufzte. Es war Klaus Meyer, der Unternehmer, den ich bei dem Netzwerktreffen zur Weihnachtszeit getroffen hatte. Er hatte eine Kette mit Herrenausstatter-Geschäften, und er hatte es sich zur Angewohnheit gemacht, mich ab und zu anzurufen, um mir sein Herz auszuschütten. Ich konnte mir schon denken, was diesmal los war … es gab ja zur Zeit kein anderes Thema mehr: Wie schaffe ich es, die Corona-Krise zu überstehen? Beherzt ging ich ans Telefon. „Hallo?“

„Herr Boss, ich wollte mal fragen, wie es bei Ihnen so läuft. Es ist ja unglaublich, was sich weltweit wegen Corona gerade abspielt.“

„Na ja, es ist nicht so gut. Meine Meisterschule wurde erst einmal abgesagt, aber sie versuchen gerade, Teile des Unterrichtes auf Webinare umzustellen. Jetzt bin ich ganz froh, dass ich meine Bäckerei noch nicht eröffnen konnte. Und bei Ihnen?“

„Fürchterlich.“ Herr Meyer klang ganz zerschmettert. „Ich musste alle Läden schließen. Dummerweise ist es ein Kreislauf, d.h., über die Frühlingskollektion, die ich jetzt normalerweise abverkaufen würde, finanziere ich eigentlich den Einkauf der Herbstkollektion.“

„Das heißt, Sie können keine Ware bestellen?“

Er schnaufte. „Wenn‘s das nur wäre. Nein, nein, die Bestellungen sind längst erfolgt. Leider werden die Hersteller mir die Ware auf den Hals schicken, egal, ob ich sie nun zahlen kann oder nicht. Denn wenn ich storniere, könnten die auch sofort Insolvenz anmelden.“

„Aber das ist ja schrecklich!“ Mir wurde ganz kalt.

„Ich sage es Ihnen.“ Herr Meyer seufzte. „Ich telefoniere aktuell fast täglich mit Herrn Zack, dem Rechtsanwalt, wissen Sie? Er hat mir gesagt, dass ich rechtlich keine Chance habe, weil ich nur zurücktreten kann, wenn die Geschäftsgrundlage entfällt. § 313 BGB.“ Er lachte traurig auf. „Hätte nie gedacht, dass ich mal Paragraphen auswendig zitieren könnte.“

„Aber wenn Ihr Geschäfte geschlossen werden mussten, dann ist das doch ein ganz klarer Wegfall der Geschäftsgrundlage!“

„Für die aktuelle Miete ist das so. Die kann ich für März und April kürzen oder sogar ganz aussetzen. Aber die Winterware wird mir erst im Sommer geliefert, und wenn dann die Geschäfte wieder geöffnet haben, ist die Geschäftsgrundlage ja wieder da.“

„Ja, aber wenn Sie noch die ganze alte Ware im Geschäft haben und sie nicht verkaufen konnten? Wo wollen Sie denn dann mit der neuen Ware hin? Und wovon wollen Sie sie bezahlen?“

Herr Meyer lachte noch einmal bitter auf. „Geld hat man zu haben, wenn man Kaufmann ist. So steht es irgendwo. Was sonst so in der Welt passiert, interessiert Justitia nicht.“

„Und was tun Sie jetzt?“

„Herr Zack hat mir empfohlen, mich gütlich zu einigen. Ich soll eine 50/50-Lösung vorschlagen. So kommen vielleicht die Lieferanten und auch ich über die Runden. Ich weiß nur noch nicht, ob sich meine Lieferanten darauf einlassen.“

„Ich höre überall, dass es Hilfen vom Staat für kleine Unternehmer gibt. Wie läuft es denn damit?“

„Na ja, ich kann vergünstigte Corona-Darlehen aufnehmen, bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau und so. Diese Darlehen sind die ersten drei Jahre frei. Aber wenn Sie mich fragen, verschiebe ich mein Problem damit nur um drei Jahre. Ich kann nicht so einfach das Loch aufholen, das hier gerade gerissen wird. Und dann kommen nach den drei Jahren ja auch noch die Zinsen dazu. Für mich ist das keine Option.“

„Und die Soforthilfe? Davon wird doch ständig gesprochen?“

„Die habe ich schon beantragt. Das war ziemlich unkompliziert, doch mir ist ein wenig mulmig dabei. Wissen Sie, als ich das letzte Mal nach der großen Flut einen Kredit bei der Sächsischen Aufbaubank aufgenommen habe, kam das Geld zwar schnell und unkompliziert, doch hinterher gab es riesige Probleme. Sie haben große Teile zurückgefordert, weil sie dann die Kosten geprüft und dagegen gesetzt haben. Ich habe schon überlegt, ob ich einfach direkt Konkurs anmelden soll.“

„Und?“

„Na ja, das wollte ich meinen Mitarbeitern nicht antun. Die Hoffnung stirbt zuletzt, wie man so schön sagt. Ich habe für sie alle Kurzarbeit angemeldet. Diese ganzen Formulare bringen mich um, aber Gott sei Dank gibt es das soziale System in Deutschland. So bekommen alle 60% ihres Gehalts, und die Leute mit Kindern ein wenig mehr, 67%.“

Ich schluckte. „Das wusste ich alles nicht.“

„Viele Leute kennen die Details nicht.“ Herr Meyer klang nüchtern. „Deshalb setze ich jetzt auf Online-Möglichkeiten. Bis jetzt habe ich kaum Online-Handel getrieben. Unsere Kunden sind auch so gekommen, und einen Maßanzug auf Distanz zu nähen ist wirklich nicht möglich. Außerdem braucht keiner mehr Anzüge. Sie brauchen Jogginghosen.“ Er spuckte das Wort voller Verachtung aus. „Na ja, jetzt nähen wir Atemmasken. Die werden wenigstens gebraucht. Ich sehe sie gerade überall auf Facebook. Da haben wir seit letzter Woche ein Profil, um nicht ganz aus den Köpfen zu verschwinden.“

Ich runzelte die Stirn. „Aber eine Social Media Präsenz kann man nicht so einfach aus dem Boden stampfen, oder?“

„Nee. Schon gar nicht, wenn man kein Geld hat. Aber in der Not frisst der Teufel Fliegen. Ich habe eine Beraterin, Frau Kracher, und die hilft mir dabei, mich in dem Social Media Kram zurechtzufinden und gleichzeitig ein paar neue Marketing-Ideen zu finden.“

„Aber das ist doch auch teuer, oder?“

„Frau Kracher ist bei der BAFA zertifiziert, und die übernehmen die Kosten.“

„Was ist BAFA?“

„Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Die haben Förderungen zur Steigerung des unternehmerischen Knowhows. Und durch Corona haben sie ganz neu ein besonderes Angebot: Man kann Berater für bis zu 4.000€ buchen und muss nur die Mehrwertsteuer zahlen. Da habe ich gleich zugeschlagen. Es hilft, wenn man nicht ganz allein vor dem Chaos steht.“

„Herr Meyer, ich bin ganz erschlagen. Gibt es irgendetwas, womit ich helfen kann?“

„Kommen Sie vorbei und lassen Sie sich einen Anzug bei uns nähen, wenn dieser ganze Spaß hier vorbei ist.“

Ich schluckte. Einen Anzug brauchte ich nun wirklich nicht, und Geld hatte ich auch nicht. Aber vielleicht konnte ich mir zumindest ein Hemd kaufen. „Ich werde kommen“, versprach ich.

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