Episode 7
Anmeldungen / Basics

Die liebe Bürokratie

Ich kam mir vor wie beim Hürdenlauf: Ständig musste ich irgendein Hindernis überwinden, um ans Ziel zu kommen. Wie freute ich mich darauf, endlich in meinem Laden zu stehen und meine Kunden zu bedienen! Aber vorher musste ich diese ganze Bürokratie hinter mich bringen. Ätzend.

Immerhin hatte ich Jan überzeugen können, als mein Meister anzufangen. Darauf war ich richtig stolz, denn Jan war erst alles andere als überzeugt gewesen. Vielleicht sollte ich mir selbst Sternchen geben, wenn ich eine Etappe geschafft hatte, und sie mir über mein Bett hängen. Damit ich mich selbst motivierte. Gab ja sonst niemanden, der das tat.

Ich schüttelte die ungewohnt schlechte Laune ab und schaute seufzend auf die Liste, die Herr Zack mir gegeben hatte.

  • Meister finden – erledigt
  • Gewerbe anmelden – erledigt. Das war ziemlich schmerzfrei gewesen. Ich hatte nur zum Ordnungsamt gehen müssen.
  • Beim Finanzamt anmelden. – Brrr. Finanzamt. Das klang schon so ominös. Aber Herr Zack, der glücklicherweise nicht nur Anwalt war, sondern auch ein Steuerberatungsbüro besaß, hatte mit mir den „Fragebogen zur steuerlichen Erfassung“ ausgefüllt. Das Finanzamt würde mir die hochwichtige Steuernummer geben, die Steuernummer, die ich von nun an auf alle meine Unterlagen drucken musste. Vielleicht sollte ich sie mir eintätowieren, dann musste ich nicht jedesmal den Zettel hervorkramen. Unter die Fußsohle zum Beispiel. Dann musste ich mir nur beim Amt immer die Schuhe ausziehen. Ich grinste bei der Vorstellung ein wenig in mich hinein. Falls ich meine Brötchen ins Ausland verkaufen wollte, benötigte ich zusätzlich noch eine internationale Umsatzsteuer-Identifikationsnummer. Ich hatte beschlossen, die auch gleich zu beantragen, denn sie kostete ausnahmsweise mal nichts. Wer weiß, was ich noch alles für Nummern bekam. Die Fußsohle würde wohl nicht reichen. Vielleicht musste es doch die Brust sein. Dann hatte ich auch Platz für die Sternchen.
    Herr Zack hatte mir gesagt, dass ich erst ab 17.500€ Umsatz pro Jahr umsatzsteuerpflichtig bin und meinte, dass ich in jedem Fall darüber liegen werde. Als ich das in Brötchen umgerechnet habe, wurde mir schlecht, aber ich weiß ja, dass ich es schaffen muss, sonst kann ich mir weder Meister Jan noch das glutenfreie Mehl leisten. Ich schaute auf den nächsten Punkt der Liste, um mich von dem steigenden Gefühl der Mutlosigkeit abzulenken.
  • Bei der IHK anmelden. Noch nie in meinem Leben hatte ich so viele Formulare ausgefüllt. Ich hatte das Gefühl, dass ich nun schon in dreihundert Datenbanken verzeichnet war und überall Geld zahlen musste, dabei hatte ich noch nicht mal den Ofen gekauft. Es war schon ziemlich beängstigend. Egal. Da muss ich jetzt durch.
  • Kassensystem finden. Hurra, das hatte ich schon erledigt. Noch ein Sternchen. Ich hatte kurzerhand drei Bäckereien am anderen Ende der Stadt gefragt, welches System sie nutzen. Dann hatte ich noch die IHK gebeten, mir Infos zu geben, auch wenn ich noch nicht angemeldet war. Schließlich hab ich einen Kassenanbieter gewählt, der schon mehrere Bäckereien als Kunde hatte. Als der Typ kam, der die Kasse für mich eingerichtet hat, haben wir erst mal ein paar „virtuelle“ Brötchen verkauft. Das war vielleicht ein cooles Gefühl, als ich den ersten Verkaufsbon in der Hand hielt! Mir war ja gar nicht bewusst, dass jeder Bon so viele Daten enthalten muss. Ich seufzte. Der einzige Gedanke, der mich aufrecht hielt, war, dass dieser Bürokratie-Kram nur einmal erledigt werden musste. Wenn das Ganze erst mal richtig eingestellt war, würde ich keinen Gedanken mehr darauf verschwenden müssen. Na gut. Zumindest weniger.
  • Belege sammeln. Das hatte mir Herr Zack richtig eingeschärft. Alle Kosten, die ich auch nur grob irgendwie mit dem Betrieb in Verbindung bringen konnte, sollte ich sammeln und meinem Steuerberater geben. Dann würde das Finanzamt sehen, dass ich gar nicht reich war, und ich würde weniger Steuern zahlen müssen. Ich lächelte ein wenig schief. Was für ein Theater! Vor der Bank spielte man den großen Zampano und tat so, als ob man in Geld schwamm, und gleichzeitig stellte man sich vor dem Finanzamt so dar, als ob man am Hungertuch nage. Na, die Bank hatte ich schon mal nicht überzeugt. Wenn ich Pech hatte, schätzte das Finanzamt mich wie ein Brötchen-Rockefeller ein. Dann gute Nacht. Ich schob den Gedanken zur Seite. Es half ja nichts, mich jetzt schon verrückt zu machen. Vielleicht machte das einen guten Unternehmer aus – die Fähigkeit, sich nicht wahnsinnig zu machen. Ich seufzte wieder und schaute auf den nächsten Punkt auf meiner Liste.
  • Eine Immobilie finden. Das lag mir noch wie ein Stein im Magen. Aber Morgen war auch noch ein Tag. Morgen würde ich mich um die Immobilie kümmern. Vielleicht sollte ich mir zusätzlich zu den Sternchen noch ermutigende Sprüche in die Wohnung hängen. Oder an die Wand in meiner Bäckerei, dann hatten meine Kunden auch noch was davon. Der Tag die Sorge, zum Beispiel. Ja, das war gut. Glutenfreie Brötchen mit ermutigenden Sprüchen … es hieß doch immer, dass man heute keine Ware mehr verkaufte, sondern Events. Vielleicht konnte ich auch Glücksbrötchen verkaufen – Brötchen mit Sprüchen für den Tag. So wie die chinesischen Neujahrskekse. Ich würde das mal mit Frau Kracher besprechen. Morgen.

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