Episode 6
Weihnachten

Oh, Du Fröhliche

Irgendjemand hat mal gesagt, dass Netzwerktreffen ganz wichtig seien, vor allem für junge Unternehmer. Also hatte ich mich mal für so ein Frühstück angemeldet und saß jetzt an einem runden Tisch mit diversen anderen Unternehmern.
„Und was machen Sie so, junger Mann?“ Der Mann am Tisch neben mir lächelte mir zu. Er wirkte etwas abgekämpft.
Ich schluckte nervös. „Ich bin gerade dabei, mein eigenes Unternehmen aufzubauen, eine Bäckerei mit Café. Aber die Anfangsschwierigkeiten sind größer als erwartet und –“
„Ach ja, die Anfangsschwierigkeiten.“ Der Unternehmer neben mir seufzte auf.
Endlich jemand, der mich versteht. Meine Stimmung hob sich.
„An die denke ich schon fast mit zärtlich-nostalgischen Gefühlen zurück. Warten Sie erst mal ab, bis sie Mitarbeiter haben.“
Ich öffnete den Mund, doch er ließ mich nicht zu Wort kommen.
„Ich habe dreißig Mitarbeiter, und bis vor zwei Wochen hätte ich noch gesagt, dass wir eine große Familie sind.“ Er machte eine verächtliche Handbewegung in Richtung des Weihnachtsgesteckes, das etwas verfrüht in der Mitte des runden Tisches prangte. „Doch die ach so schöne Weihnachtszeit hat mir den Zahn gezogen. Sie werden nicht glauben, was mir passiert ist, junger Mann.“
Ich war mir nicht sicher, ob ich eine entmutigende Geschichte hören wollte, aber er merkte mein Zögern gar nicht, so sehr war er mit sich und seinem Elend beschäftigt.
„Sehen Sie, die Geschäfte sind gut gelaufen, und weil ich ein großzügiger Mann bin, habe ich allen Mitarbeitern in den letzten drei Jahren ein Weihnachtsgeld gezahlt. Dieses Jahr jedoch möchte ich es nicht tun, weil ich nächstes Jahr eine größere Investition plane. Und was meinen Sie, was geschehen ist?“
Ich hob die Schultern.
Er schnaufte und wischte sich über die erhitzte Stirn. „Die Mitarbeiter haben sich gewehrt! Haben gesagt, dass sie ein Recht auf ihr Weihnachtsgeld haben, obwohl es in keinem Vertrag steht, nur, weil ich es dreimal hintereinander gezahlt habe, ohne so eine dämliche Freiwilligkeitsklausel dazugeschrieben zu haben. Pah!“
„Freiwilligkeitsklausel?“
„Ja. Man muss bei jeder Weihnachtsgratifikation dazu schreiben, dass aus der Zahlung kein rechtlicher Anspruch entstehen kann.“ Er hob seine Tasse und stürzte seinen Kaffee herunter. „Bis vor zwei Wochen wusste ich noch nicht mal, was eine Freiwilligkeitsklausel überhaupt ist. Unglaublich, oder?“
Ich holte tief Luft, doch mehr schaffte ich nicht, bevor er schon weiterfegte.
„Und dabei habe ich extra eine Weihnachtsfeier geplant, die genau 110€ pro Nase kostet.“
Diesmal holte ich keine Luft, und so schaffte ich es, eine Frage in den Redefluss zu werfen.„Wieso ausgerechnet genau 110€?“
Der Unternehmer sah mich mitleidig an. „Ich sehe schon, Sie sind genauso ahnungslos wie ich. Wenn eine Weihnachtsfeier mehr als 110€ pro Person kostet, ist es ein geldwerter Vorteil, d.h., die Mitarbeiter müssen es selbst versteuern. Das kommt nicht gut an, das kann ich Ihnen sagen!“
Ich schluckte.
„Und wo wir gerade dabei sind: Sie können auch nicht einfach mal so die besten Mitarbeiter belohnen. Oh nein, da könnte sich ja jemand schlecht behandelt fühlen!“
„Soll das heißen, ich darf meinen Mitarbeitern nie einen Bonus zahlen?“ Nun war ich doch etwas geschockt. Dieses Unternehmertum brachte Tücken mit sich, an die ich nicht im entferntesten gedacht hatte.
Der Unternehmer neben mir schüttelte den Kopf. „Doch, es geht schon, aber nur, wenn Sie in einem Jahresgespräch vorher festgelegt haben, was er oder sie erreichen soll.“
„Und was ist mit spontanen Leistungen, wenn z.B. jemand über einen längeren Zeitraum für einen kranken Kollegen einspringt?“
„Wenn Sie triftige und nachvollziehbare Gründe haben, geht das auch,“ gab der Unternehmer brummig zu. „Aber ich wollte einer Mitarbeiterin, die so umsichtig ist, dass sie das ganze Unternehmen zusammenhält, einen besonderen Bonus geben, und da hat doch glatt ein echter Faulpelz irgendwie Wind davon bekommen und sich lauthals beschwert. So frech! Der weiß gar nichts, außer, welche Rechte er hat.“
Mir wurde ganz elend. „Und was haben Sie getan?“
Der Unternehmer grinste. „Ich habe den Rechtsanwalt Zack angerufen. Er empfahl mir, der Mitarbeiterin eine Gehaltserhöhung zu geben und ihr für das nächste Jahr ein leicht erreichbares Ziel vorzugeben, mit dem sie ihren Bonus dann doch bekommen kann.“
„Und was machen Sie jetzt mit dem Weihnachtsgeld?“
Der Unternehmer spielte mit dem Löffel auf seiner Kaffeetasse. „Hab überlegt, ob ich mich auch hart stelle. Wissen Sie, dass der 24.12 und der 31.12. ganz normale Arbeitstage sind? In vielen Unternehmen ist es üblich, den Mitarbeitern jeweils einen halben oder sogar den ganzen Tag zu schenken, zusätzlich zum Urlaub.“ Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber das muss ich dieses Jahr ja nicht so machen.“
Ich runzelte die Stirn. „Druck erzeugt Gegendruck.“
Er nickte befriedigt. „Genau.“
„So meinte ich das nicht“, sagte ich leise. „Denken Sie nicht, dass das eine Negativspirale gibt?“
„Die haben ja damit angefangen.“
Ich schaute ihn an. “Was ist das eigentlich für ein Investment im nächsten Jahr?“
„Neue Büroräume und Lagerhallen. Wir platzen aus allen Nähten.“
„Dann erklären Sie doch einfach, dass Sie das Geld u.a. auch für höhenverstellbare Tische in den schönen neuen Büros brauchen.“
Er starrte mich an, dann zuckte er mit den Schultern. „Versuchen kann‘s ich ja mal. Wenn sie sich darauf einlassen, buche ich sogar noch aus eigener Tasche einen Weihnachtsmann zu der Feier dazu!“

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