Episode 5
Gründung mit 1 Person

Flying solo

„Ich habe Ihnen eine Eierlikör-Brioche mitgebracht. Glutenfrei. Damit Sie mal wissen, was ich so mache.“
Herr Zack strahlte mich an. „Das ist toll, vielen Dank. Nicht jeder meiner Mandanten bringt mir eine Kostprobe seiner Produkte mit.“
„Na, das ist ja manchmal auch nicht so praktisch.“
Er nickte. „Zum Beispiel bei einem Maschinenbauunternehmen …“
„… oder einem Bestatter.“ Mist. Hatte ich das wirklich laut gesagt?
Herr Zack stutzte, dann brach er in schallendes Gelächter aus. „Gibt doch ne Menge, wofür man dankbar sein kann.“
Ich grinste vorsichtig zurück. Ein Anwalt mit Sinn für Humor. Selten, so was. „Sie wollten mir erklären, welche Gesellschaftsformen ich für meine Bäckerei wählen kann.“
„Richtig. Es gibt drei Varianten. Die einfachste ist, dass Sie sich als Einzelunternehmer selbständig machen, indem sie ein Gewerbe anmelden. Das ist fast immer der erste Schritt.“
Ich nickte.
„Wenn das Unternehmen später wächst, können Sie sich als e.K, eingetragener Kaufmann, melden. Das ist vor allem dann sinnvoll, wenn sie jemandem Prokura übertragen möchten.“
Schon wieder neue Wörter. „Was bedeutet Prokura?“
„Wenn Sie jemandem Prokura geben, kann derjenige legal für Sie Dinge kaufen und verkaufen, ohne dass Sie zustimmen müssen. Es ist gewissermaßen eine Vollmacht. Nehmen wir einmal an, Sie haben eine Partnerin, die im Geschäft mitarbeiten soll.“
Mist, ich war doch nicht etwa rot geworden? Warum kam mir nur die kleine Tina in den Sinn?
Herr Zack schien es nicht bemerkt zu haben. „Und Sie teilen die Aufgaben unter sich so auf, dass Ihre Partnerin den Einkauf der Ware übernimmt, während Sie für die Backstube und den Verkauf zuständig sind. Wenn Ihre Partnerin Prokura hat, kann sie problemlos Ware bestellen, ohne jedesmal eine Vollmacht von Ihnen vorlegen zu müssen.“
„So weit ist es noch nicht“, murmelte ich. Die kleine Tina wollte nichts von mir wissen, das hatte sie letzten Samstag ziemlich deutlich gemacht.
„Die dritte Möglichkeit ist eine UG, eine Unternehmergesellschaft. Der Vorteil einer UG ist, dass sie Ihnen einen Haftungsschutz bietet, damit Sie nicht mit Ihrem persönlichen Vermögen haften.“
Ich erinnerte mich an unseren letzten Termin. „Also wie bei einer GmbH.“
„Richtig. Mit dem Unterschied, dass Sie keine 25.000 Euro einlegen müssen, sondern dass theoretisch nur 1€ reicht. Langfristig soll jede UG langsam in eine GmbH aufgebaut werden, daher muss man jedes Jahr zwingend 25% seines Gewinns in die Rücklage buchen. Ganz grob gesprochen ist die UG eine Mini-Version einer GmbH, aber eben ohne Rücklagen.“
Ich runzelte die Stirn. „Das bedeutet aber, dass meine Lieferanten leer ausgehen, falls ich die Bäckerei in den Sand setze.“
„Gut erkannt.“ Herr Zack strahlte mich an. „Und weil das allgemein bekannt ist, haben UGs leider einen schlechten Ruf bei Lieferanten und Kreditgebern. Daher ist diese Gesellschaftsform vor allem bei Freiberuflern und Beratern empfehlenswert, die in der Regel keine hohen Summen einkaufen müssen.“
„Was würden Sie mir denn für meine Bäckerei empfehlen?“
„Für den Anfang sollten Sie als Einzelunternehmer durchstarten und ein Gewerbe anmelden. Das können Sie beim Gewerbeamt tun, das Sie übrigens häufig direkt in der Stadtverwaltung finden. Allerdings habe ich gesehen, dass eine Bäckerei ein zulassungspflichtiges Handwerk mit Meisterpflicht ist. Das heißt, Sie benötigen einen Meister im Betrieb.“
Ich starrte ihn an. „Einen Meister?“
„Ja.“
„Aber ich hab keinen Meister.“
„Könnten Sie einen machen?“
Ein Meisterbrief ist doch kein Seepferdchen! „Das geht nicht so auf die Schnelle. Ich möchte jetzt mit meiner Bäckerei anfangen, nicht erst in einigen Jahren!“
„Es gibt noch eine Alternative: Wenn Sie mindestens sechs Jahre Berufserfahrung haben, vier davon in leitender Stellung, kann auf den Meister verzichtet werden.“
Ich konnte mir vorstellen, was geschehen würde, wenn ich meinen ehemaligen Chef fragte, ob ich eine „Führungsposition“ innegehabt hatte. Er würde sich vor Lachen im Mehl auf dem Boden wälzen. Mutlosigkeit stieg in mir hoch. „Das kann ich nicht bieten.“
„Dann müssen Sie einen Meister einstellen.“ Er klang bedauernd, aber unerbittlich.
Ich starrte ihn an. „Wo soll ich denn den herbekommen?“
Herr Zack fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Es gibt natürlich die normalen Jobportale, auf denen man Stellengesuche einstellen kann. Die sind allerdings für einen kleinen Betrieb meistens zu teuer. Ich würde zur Handwerkskammer gehen und dort direkt fragen, wie Sie Kontakt zu den Bäckern aufnehmen können, die gerade ihre Meisterprüfung abgelegt haben.“
„Die Handwerkskammer“, murmelte ich. Plötzlich fiel mir Jan ein. Jan war fast so breit wie hoch und immer gut gelaunt. Vor allem hatte er gerade seine Meisterprüfung abgelegt …
„À propos Handwerkskammer,“ sagte Herr Zack. „Dies muss Ihr erster Gang sein: Erst tragen Sie sich in die Handwerksrolle ein, dann können Sie das Gewerbe beantragen.“ Er schaute mich besorgt an. „Ist Ihnen nicht gut?“
„Mir geht‘s blendend.“ Mein Sarkasmus war nicht zu überhören. „Ich hatte ja keine Ahnung, was die Leute alles durchmachen müssen, bevor sie sich selbständig machen können. Es sind echte Helden, wenn sie mich fragen.“
Herr Zack rieb sich das Kinn. „Und wissen Sie, was den Unterschied zwischen den Gewinnern und den Verlierern ausmacht?“
„Na?“
„Erfolgreiche Unternehmer beißen sich durch.“

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