Episode 2
Marketingkonzept

Das verflixte Alleinstellungsmerkmal

Unbehaglich rutschte ich auf meinem Café-Stuhl hin und her. Meine Mutter hatte mir dieses Gespräch aufgezwungen, indem sie sagte: „Die Cousine meiner Freundin hat sich auch selbständig gemacht. Sie war ganz angetan von dieser Frau Kracher. Du solltest mal mit ihr sprechen. Sie macht Marketingberatung.“ Und nun saß ich hier und verfluchte mein weiches Herz.
In diesem Augenblick erschien eine Frau mit einer pinkfarbenen Blumenhose neben mir. Wenn das Frau Kracher war, hatte meine Mutter sie garantiert nie gesehen. Meine Mutter war überzeugt, dass seriöse Geschäftsleute nur schwarze Anzüge trugen.
„Hallo, sind Sie Felix Boss?“ Frau Kracher ließ sich auf mein Nicken hin in ihren Stuhl fallen und strahlte mich an. „Erzählen Sie mir von Ihrem Traum.“
Mein Traum. Das klang viel besser als Selbständigkeit. Ich setzte mich gerade hin. „Ich möchte mich als Bäcker selbständig machen.“
Sie nickte. „Warum?“
Ich schluckte. „Weil … weil ich gern unabhängig sein möchte, frei sein, das zu tun, was ich mag.“
Frau Kracher lächelte. „Das klingt gut. Doch warum sollten die Kunden bei Ihnen kaufen und nicht im Supermarkt nebenan?“
Einen Augenblick lang war ich sprachlos. Die Frau wirkte so locker-flockig mit ihren wilden Locken und ein wenig Glitzer in der Brille, aber ihre Fragen gingen direkt ins Mark.
Sie lachte. „Schauen Sie mich nicht so erschrocken an. Das A und O im Marketing ist, dass Sie immer den Kunden im Blick haben. Es ist leider völlig egal, ob Ihnen etwas gefällt. Wichtig ist, dass Ihre Kunden von Ihnen und Ihren Produkten begeistert sind.“
Ich schluckte.
Sie schien zu merken, dass ich keine Antwort hatte, denn sie zog ihren Stuhl näher heran und sagte: „Viele Leute denken, Marketing sei nur eine bunte Bilderbuchwelt. Tatsächlich ist Marketing aber das A&O bei einer Gründung, weil es das Unternehmenskonzept definiert und damit die Basis des Ganzen ist.“ Sie legte den Kopf zur Seite. „Haben Sie schon mal das Wort Alleinstellungsmerkmal gehört?“
Ich machte eine vage Handbewegung. „Irgendwann einmal…“
„Das Alleinstellungsmerkmal beschreibt, was Ihr Unternehmen einzigartig macht. Was bieten Sie, damit die Kunden ausgerechnet bei Ihnen Brot kaufen?“
Die Frau war ja deprimierend. „Sagen Sie, hat meine Mutter Sie geschickt, damit Sie mir die Gründung ausreden?“
Sie lachte. „Ganz und gar nicht. Aber wenn Sie erfolgreich sein wollen, brauchen Sie ein Konzept, das Ihren Kunden die Schuhe auszieht.“
„Das sagen Sie so einfach.“ Ich seufzte.
„Es gibt vier Bereiche, in denen Sie Ihr Sortiment einzigartig machen können. Man nennt sie auch die vier Ps.“
„Pehs?“
„Von den englischen Begriffen Product, Price, Place, Promotion.“
Ich hatte immer noch schlechte Laune. „Was soll ich denn unter Promotion verstehen? Der Rest ist ja irgendwie klar.“
„Die Art und Weise, wie Ihr Produkt bekannt gemacht wird. Also z.B. Ihre Webseite, Social Media, Anzeigen in Zeitungen oder Videos in der Straßenbahn, Flyer usw.“ Sie neigte den Kopf zur Seite. „Wir können jetzt nicht in Minuten ein Konzept aus dem Boden stampfen. Aber ich denke, dass Sie im Bereich Produkte punkten können. Erzählen Sie mir doch mal ein wenig mehr von Ihren Lieblingsbroten.“
Endlich mal ein schönes Thema. „Ich backe vor allem gern Brot mit besonderen Zutaten wie Ingwer oder getrockneten Pflaumen.“
Sie nickte. „Das klingt gut, ungewöhnlich und lecker.“
Ich beugte mich nach vorne. „Außerdem will ich Weizenmehl ersetzen. Heute gibt es ja immer mehr Allergien, und viele Leute möchten glutenfrei essen.“ Ich holte mein Telefon hervor. „Als ich im letzten Sommer in England war, war ich total überrascht, was für ein riesiges glutenfreies Angebot es dort gibt. Schauen Sie mal.“ Ich zeigte ihr das Bild auf meinem Telefon. „Ein ganzes Regal im Supermarkt, alles glutenfrei. In dem Punkt ist Deutschland echt noch Entwicklungsland.“
Sie strahlte mich an. „Das ist doch perfekt! Damit haben Sie Ihr Alleinstellungsmerkmal gefunden: Bäckerei Boss – die fluffigsten glutenfreien Brote der ganzen Republik! Darauf können wir Ihr Marketingkonzept aufbauen.“
Ihre Begeisterung machte mir Mut, und die Idee fand ich toll. „Wirklich? Aber so eine Beratung von Ihnen ist bestimmt teuer.“
„Es gibt Förderungen für Gründer, die die Kosten erträglich machen.“
Meine schlechte Laune war verflogen. Frau Kracher war zwar ein wenig ungewöhnlich, aber ich hatte das Gefühl, endlich jemanden gefunden zu haben, der an meiner Seite kämpfen würde. Ich musste ihr nur irgendwie beibringen, dass sie eine andere Hose tragen musste, wenn sie je meiner Mutter begegnen sollte.

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